Es ist jetzt schon etwas her, als es bei Andrea und Sarah von Trimagie die Aktion »Briefe von Feliz« gab. Immer wieder gibt es auf dem Blog kleinere Beiträge von einer (erdachten) trimagischen Reporterin namens »Feliz«.
Die trimagische Reporterin Feliz Blitz machte sich am 01.04.2019 auf den Weg von Sarah aus Kiel zu Andrea nach Straubing, um ihren genehmigten Urlaub dort zu verbringen. Wer die beiden trimagischen Hexen kennt, der weiß, dass Pläne zumeist wenig geradlinig funktionieren und sich dies auch auf das trimagische Personal überträgt. Was genau unsere Reporterin dabei erlebt, wo sie überall strandet und ob sie es am Ende tatsächlich schaffen wird, ihr Ziel zu erreichen erfuhr der Leser in täglichen Beiträgen, die von unterschiedlichen Autoren verfasst wurden. Jeder Autor entführte Feliz auf ihrem Irrweg zu den unterschiedlichsten Orten und in verschiedene Welten - natürlich alle aus den Büchern der Autoren.
Auch ich war mit dabei und so durfte Feliz einen kurzen Zwischenstopp in Kal Hadun, dem Schauplatz von »Ailcos Fluch«, machen. Ich habe mir dafür eine Schlüsselszene herausgesucht und sie aus einem anderen Blickwinkel (nämlich dem von Feliz) geschrieben. Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:
(Wer gerne alle Texte aus dieser Aktion lesen möchte, kann sie im Anschluss an den Text als mobi oder pdf herunterladen.)
Die Wolken unter Feliz zogen sich wie ein Vorhang auseinander. Aus irgendeinem Grund reduzierte der trimagische Besen die Fluggeschwindigkeit und verharrte schließlich in der Luft.
»Hü!« Feliz wackelte auf dem schmalen Stiel herum. Sie versuchte es mit »Hopp!« und schlug ihre Hacken unter dem Holz zusammen, als wolle sie einem Pferd die Sporen geben. Das Ergebnis war ernüchternd – der dumme Besen bewegte sich nicht. Bei einem Auto hätte sie einen Motorschaden vermutet, aber bei einem trimagischen Fluggerät? Es musste einen Grund haben, warum der Feger gestoppt hatte.
Sie schwebte über einer Insel, genau genommen über einer Stadt, die einsam auf dem Eiland lag. Abgesehen von ihrer Lage sprach schon die Größe der Siedlung, die kaum mehr als zehntausend Einwohner haben dürfte, dagegen, dass Feliz endlich in Straubing angekommen war. Wo hatte sie ihre Irrfahrt dieses Mal hingebracht?
Mit einem unerwarteten Ruck setzte sich der Besen wieder in Bewegung und führte Feliz in weiten Kreisen bis knapp über die Stadtmauern hinab, wo er seinen freien Willen aufgab und ihr wieder die Kontrolle überließ.
Auf den Wehrwällen patrouillierten zahlreiche altertümlich gekleidete Gardisten in Kettenrüstungen und mit Schwert und Schild bewaffnet. Seltsamerweise hatte die Stadt nicht nur eine Mauer, sondern gleich zwei: eine hohe nach Außen und parallel dazu noch eine etwas niedrigere, als sollten die Einwohner nicht nur von Bedrohungen aus der Wildnis geschützt werden, sondern auch innerhalb des inneren Rings eingepfercht werden. Beide Mauern waren schwer bewacht, wobei die Gardisten auf der inneren Mauer ihren Blick vor allem in die Stadt richteten. Auch in dem an einen Graben erinnernden Bereich zwischen den Wällen patrouillierten etliche Wachen. Wo war Feliz hier bloß gelandet?
Sie entdeckte eine auf einem kleinen Hügel stehende Burg etwa im Zentrum der Stadt. Dort könnte sie bestimmt herausfinden, wohin es sie verschlagen hatte.
Eine der Wachen zeigte mit dem Finger auf Feliz, eine zweite hob eine gespannte Armbrust zum Schuss. Gerade noch rechtzeitig setzte sie den Besen in Bewegung, tauchte mit einer schlenkernden Bewegung unter dem heranschießenden Bolzen hinweg, bevor sie sich schnellstmöglich aus der Reichweite der Schützen verzog. Besonders freundlich wurden Fremde hier wohl nicht empfangen.
Bei der Burg angekommen, stoppte Feliz den Besen. Innerhalb der umgebenden Mauer waren mehrere Gebäude auf dem gepflegten Hof verteilt. Es gab eine kleine Schmiede und aus einem lang gezogenen Haus erklang das Wiehern eines Pferdes, doch die meiste Fläche nahmen drei große Gebäude mit der trutzigen Architektur einer Festungsanlage ein.
Auf dem Platz herrschte Chaos. Menschen und zahlreiche fremdartige Wesen entfernten sich eilig von einem der großen Gebäude, während mehrere Gardisten in geschlossener Formation genau dorthin unterwegs waren.
Obwohl die Situation alles andere als einladend wirkte, weckte sie doch Feliz‘ Neugier. Immerhin war sie die trimagische Reporterin! Sie landete ihren Besen am Rand des Platzes und verschaffte sich einen Überblick. Sie musste herausfinden, was hier vor sich ging und Andrea und Sarah davon berichten! Wenn sie an die ganzen Briefe der vergangenen Tage dachte, schmerzten ihre Finger. Wie sollte sie nur all das schreiben, was hier gerade passierte? Doch dann kam ihr eine Idee: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und ein Film noch sehr viel mehr!
Sie kramte ihr Handy aus der Tasche, aktivierte die Kamera und begann mit einem Schwenk über den Hof. Einige Personen hetzten an ihr vorbei, beäugten sie und vor allem das kleine Gerät in ihrer Hand misstrauisch, setzten ihren Weg jedoch zielstrebig zum Burgtor fort. Sie alle waren in einfache, mittelalterlich anmutende Kleidung gehüllt, überwiegend aus Leinen oder Leder, zumeist naturfarben, oftmals stark verdreckt. Zwei Gestalten, die eine nicht einmal einen Meter groß, die andere ungefähr so groß wie Feliz, aber mit einer dunklen, glänzenden Haut, stachen aus der Menge heraus. Sie bewegten sich langsam, als wollten sie sich möglichst unauffällig davonstehlen, machten einen großen Bogen um die Stadtwachen und näherten sich dabei einem der anderen Gebäude. Von diesen beiden könnte Feliz vielleicht erfahren, was hier passierte!
Den Besen in der einen Hand, die andere mit dem Handy vor sich gehalten, eilte sie durch den Tumult um sie herum zu den beiden Gestalten. Immer wieder schwenkte sie die Kamera hin und her, um möglichst viel von dem Chaos einzufangen. Als sie nur noch wenige Schritte von den beiden entfernt war, rief sie: »Hallo! Kann ich euch ein paar Fragen stellen?«
Die größere Gestalt wandte ruckartig den Kopf in ihre Richtung, dreht ihn dann schnell und demonstrativ wieder weg. Sie legte der kleinen Person die Hand auf den Rücken und schob sie vehement vorwärts, doch sie löste sich geschwind aus der ungewollten Führung und hüpfte winkend auf Feliz zu.
»Hallo!«, rief das kleine Wesen und schaute neugierig aus riesigen Augen auf Feliz. Auf seinem Kopf war eine wilde, rotblonde Haarpracht explodiert und mit zahlreichen unterschiedlichen Zöpfen zu einer chaotischen Ordnung zurechtgebunden. Unter dem weiten Umhang zuckte immer wieder ein Schwanz hervor, der mit kurzem, braunen Fell bewachsen war und an den eines Affen erinnerte. »Wer bist du? Ich bin Xala und der da ...«, es zeigte auf die größere Gestalt, die sich langsam näherte, »... ist Alharrassan. Bis du neu hier? Was machst du mit dem Ding da? Bist du eine Putzfrau? So schmutzig ist es hier doch gar nicht, aber wenn du gerne fegen willst, hat Balgruf bestimmt nichts dagegen und wenn dann alles sauber ist, können wir ein wenig herumtollen und spielen und ...«
»Still«, zischte die zweite Gestalt, ein seltsames Wesen, dessen gesamte Haut von mattgrünen Schuppen, ähnlich denen von Schlangen, bedeckt war. Im Gesicht stachen zwei vollständig gelbe, pupillenlose Augen aus der dunklen Haut hervor, die Feliz feindselig anstarrten.
»Das ist mein trimagischer Besen, damit kann ich fliegen«, antwortete Feliz auf eine der vielen Fragen. »Ich bin eine Hexe!«, fügte sie stolz hinzu.
Die größere Gestalt, die als Alharrassan vorgestellt wurde, gab einige Zischlaute von sich, bei denen wiederholt eine an der Spitze gespaltene Zunge zwischen seinen Lippen hervorstieß. »Das solltest du besser nicht zu laut sagen«, knurrte er. »Das hören die Magier nicht gerne.«
»Magier?«, hakte Feliz nach. »Wo bin ich hier überhaupt?«
»Du bist in Kal Hadun im schönen Sirana«, plapperte das kleinere Wesen, das wohl Xala hieß. »Aber hier ist es nicht so schön, weil hier ganz viel Gesindel lebt, aber das ist wohl normal für eine Gefängnisstadt, aber man kann hier trotzdem gut leben, wenn man gute Freunde hat wie Alharrassan ...«
Das Schlangenwesen zischte abfällig.
»... und Ailco, aber der ist gerade im Siechenhaus ...«, sie zeigte auf das große Gebäude, um das der Trubel entstanden war, »... aber dem geht es nicht so gut, der ist ganz komisch, schon den ganzen Tag lang ...«
»Sei endlich still«, presste Alharrassan zwischen den Zähnen hervor. Zu Feliz gewandt ergänzte er in einschmeichelndem Ton: »Entschuldige, aber wir müssen leider weiter.« Er packte Xala am Handgelenk und wollte sie wegzerren.
Die Kleine widersetzte sich und befreite sich aus dem Griff. »Aber sie hat doch noch Fragen ...«
»Die ihr jemand anders beantworten kann«, fiel Alharrassan ihr ins Wort.
Feliz sah ihre Informationen schon davoneilen. Sie musste irgendetwas tun, damit die beiden bei ihr blieben. »Erzähl mir mehr«, forderte sie das kleine Wesen auf. »Was ist mit eurem Freund?«
»Der ist verflucht«, setzte Xala zu einem neuen Redeschwall an. »Der verwandelt sich in ein Monster und ist ganz böse, aber wir suchen nach einer Heilung, damit er uns nichts tut und warum hast du nochmal den Besen dabei? Wenn du eine Hexe bist, kannst du doch bestimmt helfen. Er ist im Siechenhaus und macht schlimme Dinge ...«
Alharrassan packte sie erneut am Handgelenk, dieses Mal sichtlich fester, so dass sie sich nicht losreißen konnte. »Los jetzt!« Er wandte sich ohne ein Wort des Abschieds um und zerrte die Kleine hinter sich her.
Verflucht? Monster? Was war hier bloß los?
Feliz erwartete nicht, dass Alharrassan sich auf ein weiteres Gespräch einlassen würde, daher wandte sie sich zu dem großen Gebäude, das Xala als Siechenhaus bezeichnet hatte. Vorsichtig spähte sie durch eines der vergitterten Fenster. Die weißen Vorhänge ließen keinen klaren Blick zu, waren jedoch dünn genug, dass sie Schemen erkennen konnte. Ein großer Raum, mehrere Betten links und rechts eines Mittelganges und mittendrin beugte sich eine seltsam geformte Gestalt auf allen Vieren über jemanden oder etwas am Boden. Mit der langen Schnauze biss das Wesen herzhaft hinein, riss ein Stück heraus und schlang es herunter. Ein Schauer lief Feliz über den Rücken. Sollte dort drinnen wirklich ein Monster sein?
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ein fast zweieinhalb Meter großes Wesen seinen muskulösen Körper, der über und über mit Tätowierungen geschmückt war, mit großen Schritten an der Seite des Siechenhauses entlang wuchtete und hinter der Ecke des Gebäude verschwand.
Feliz folgte ihm langsam um das Haus herum und spähte um die nächste Ecke. Dort stand der Riese vor einem der Fenster und sprach mit jemandem (oder etwas?) innerhalb des Gebäudes. Feliz verkroch sich in einem nahen Busch und hoffte, dass sie nicht auffallen würde.
Das riesige Wesen legte seine Pranken um die Gitterstäbe des Fensters, zog mit seinem gesamten Körpergewicht daran, bis sie schließlich mit einem Knall aus der Verankerung rissen. Durch die Öffnung kletterte ein gut durchtrainierter, nackter Mann. Er wäre vermutlich recht attraktiv gewesen, wenn sein Oberkörper, die Arme und auch sein Gesicht nicht über und über mit Blut besudelt gewesen wären. War er das Monster?
Der Riese knurrte ihm etwas zu, der Mann nickte und rannte um das Siechenhaus herum. Kopfschüttelnd und mit schweren Schritten stapfte ihm der Muskelberg hinterher, stoppte jedoch, als sein Blick auf den Busch fiel, in dem Feliz hockte.
»Wer bist du?«, grollte der Riese. »Was machst du hier?«
»Ehm ...«, stammelte sie und sagte dann hastig: »Ich muss weg. Tschüss!« Sie schwang sich auf ihren Besen und erhob sich schnellstens in die Luft, bevor der Hüne sie erreichen konnte.
Briefe von Feliz118 Seiten - ca. 7 MB MOBI
Briefe von Feliz118 Seiten - ca. 7 MB PDF
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